WILFRIED GROOTENS

MAKING OF & INSPIRATION

„Ich liebe die Transparenz“

Wilfried Grootens

Farben von Blütenkelchen, Pflanzen, Steinen, Lebensformen aus dem Meer, wie Schalentiere, Quallen und Seeanemonen, bilden eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für Wilfried Grootens. Grootens ist Glasmaler. Seine Ausbildung erhielt er in den renommierten Werkstätten von Hein Derix in Kevelaer, ein Hort der klassischen Glasmalerei – damals wie heute. Nach erfolgreicher Lehre, zieht es den noch nicht Zwanzigjährigen in die Welt. Grootens bereist Asien, Mittel- und Südamerika und den Orient.Trotz vieler anderer Interessen – die Musik ist eine davon – bleibt Glas im Fokus. Nach der Meisterprüfung im Jahr 1988 bezieht der Glasmaler schließlich 1989 ein eigenes Atelier in Kleve. Gilt die Malerei doch traditionell als eine auf die Maloberfläche beschränkte Kunstgattung. Mit den in Punktmanier bemalten, geschichteten und zu einem Kubus verklebten Optifloatglasplatten erobert Grootens die dritte Dimension. Dabei macht er sich die wichtigste Eigenschaft von Glas zunutze, seine Transparenz. Die auf den einzelnen Glasscheiben aufgetragene Malerei wird, je nach Perspektive des Betrachters, als dreidimensionaler Körper sichtbar. Die in den Kuben eingeschlossenen und zu schweben scheinenden Gebilde sind meist von geometrischer Form, wobei Kugeln, Reifen und Ringe überwiegen. Denn die einzelnen, nach hinten hin gestaffelten Malschichten verbinden sich zu einem neuen Ganzen. Es entsteht ein räumlicher Eindruck, den die Glasmalerei in traditioneller Machart nicht bieten kann. Allenfalls wurde früher bei Glasfenstern sowohl die Vorder- als auch die Rückseite der meist 4 bis 7 Millimeter starken Glasscheiben bemalt, um eine leicht gesteigerte räumliche Tiefenwirkung zu erzielen.

Der von Grootens favorisierte Kubus ist, abgesehen von der Kugel, mit seinen gleich großen Seitenflächen von perfekter Form. Aufgrund der Transparenz des Materials kann der Blick nicht nur in das Innere hinein, sondern auch durch den ganzen Würfel hindurch gerichtet werden. Damit werden Innen und Außen gleichzeitig fassbar. Es verschwinden die Grenzen verschiedener Wahrnehmungsebenen. Bei den Werken der Serie „w.t.s.b.b.“ ergibt sich aus jedem Blickwinkel ein anderes, neues Bild des im Glas eingeschlossenen Gegenstandes. Zur Steigerung des Effekts kann sich der geometrische Körper durch weitere Malpunkte nach außen hin ins Diffuse auflösen. Um das Objekt in all seinen Facetten zu erfahren und wahrzunehmen ist der Betrachter immer gezwungen, seinen Standpunkt zu verändern. Diese Allansichtigkeit hat ihre Wurzeln im Manierismus.Wilfried Grootens nutzt dessen Möglichkeiten und setzt die Mittel der Malerei gekonnt ein. Er spielt mit den Gegensätzen von Innen und Außen, Starre und Bewegung sowie Schein und Sein. Mit seinen Kuben zeigt Grootens der Glasmalerei neue Möglichkeiten auf.