MAREK ZYGA

MAKING OF & INSPIRATION

„Symbolkraft und Persönlichkeit sind mir im Ausdruck meiner Werke sehr wichtig.“

Marek Zyga

Marek Zyga überzieht seine Skulpturen quasi mit einer Glasur aus einzelnen Buchstaben und Zahlen, so dass ein Wechselspiel zwischen der rauen Schamott-Oberfläche, dem menschlichen Körper und der glänzenden, farbig gefassten Oberfläche der Applikationen entsteht. In einem überaus aufwendigen Brennverfahren von Temperaturen zwischen 850 und 1080 Grad glasiert er seiner Skulpturen mehrfach, trägt teilweise Glasurschichten wieder ab, mischt sie erneut bis schließlich nach bis zu drei oder vier Brennvorgängen die Glasuren abgeschlossen sind. 

Zum Teil in Form eines Gewandes appliziert oder direkt als Hautoberfläche aufgebracht, bedecken die so glasierten Buchstaben die menschlichen Körper, Gesichter und Hände seiner Skulpturen. Die „Haut“ wird Kommunikation, ist nicht zu trennen von Botschaften und dem Dialog mit dem „Außen“. In einer Zeit der Digitalisierung und Vernetzung weist Marek Zyga auf die Komplexität und den damit einhergehenden Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Begegnungen hin. Einerseits untrennbar mit den Buchstaben verbunden, bilden seine Körper mit der Typografie dennoch keine Einheit; es bleiben Brüche und offensichtliche Unterschiede. Die Buchstaben und Fotografien sind Synonyme für Unaussprechliches, Nichtgesagtes, kryptische Symbole.

Zyga gießt seine mit Buchstaben versehenen Skulpturen auch in Bronze, für deren Formgebung seine Keramikskulpturen als Modelle dienen. Nach der Schmelze verleiht Zyga seinen Bronzen eine besondere Patina, wobei wieder Risse und Unregelmäßigkeiten die Oberfläche bestimmen. Einzelne Buchstaben werden poliert, während andere matt bleiben – auch hier entsteht ein Spiel von hervorgehobenen und zurückgenommen Zeichen und Buchstabenkombinationen, die letztlich geheimnisvoll bleiben. Durch die Ergänzung individueller Standmotive aus Eisen, Stein und industriellen Objects trouvés, werden diese Bronzen zu raumgreifenden Gesamtkunstwerken. 

Zyga wirft mit diesen Skulpturen Fragen auf und geht mit seinen neuesten Arbeiten sogar noch einen Schritt weiter: Er integriert Fotografien – Detailfotos von Mündern, Händen, Augen und Gesichtern – in seine Glasuren. Technisch äußerst raffiniert gelingt es ihm, die Fotos mit der Glasur zu verschmelzen, so dass einzelne Körperteile oder ganze Skulpturen wie von einer fotografischen Haut überzogen werden. Die scheinbar endlos repetitiven Motive verweisen dabei auf Gestik, Sprache und Emotionen und werden zum Teil von glasierten Buchstaben ergänzt. Der Mensch als Wesen der Kommunikation mit unterschiedlichsten Möglichkeiten des universellen Ausdrucks aber auch der Sprachlosigkeit. Schrift und Körper, Mensch und Kommunikation verbinden sich symbiotisch, werden eins und zeigen doch immer wieder Brüche auf. Marek Zygas Skulpturen verweisen auf einen vielschichtigen, komplizierten Umgang mit Sprache, Gefühlen und Gedanken in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Wie die der Skulptur innewohnende Eigenschaft, den sie umgebenden Raum zu durchdringen, so ist auch das Schriftbild und der Wortklang immer auch mit dem Wunsch verbunden, den geistigen Raum zu durchdringen und eine Beziehung mit dem Betrachter bzw. Zuhörer zu bewirken.