ANDREJ JAKAB

MAKING OF & INSPIRATION

„Work with glass is a confidential talk for me.

It requires endless patience and humility.“

Andrej Jakab

Andrej Jakab – Meister der Geometrie und optischen Illusion

Der slowakische Glaskünstler Andrej Jakab, geboren 1950 in Bratislava, zählt zu den stillen Visionären der europäischen Studioglasbewegung. Seine Werke, geschliffen mit fast mathematischer Präzision, erscheinen auf den ersten Blick streng, kontrolliert, technisch – und entfalten im nächsten Moment eine emotionale, fast poetische Wirkung. Jakab beherrscht die seltene Kunst, das scheinbar Kalte – Glas in seiner härtesten Form – in etwas Lebendiges, Atemendes, manchmal geradezu Irritierendes zu verwandeln. Seine Arbeiten führen den Betrachter tief hinein in eine Welt aus Licht, Raum und optischen Illusionen.

Jakabs Weg zur Kunst verlief ungewöhnlich. Nach seiner Ausbildung im Bereich Elektrotechnik und Spezialisierungen im Bereich Glasverarbeitung war er zunächst in der Industrie tätig. Doch es war genau dieser technische Hintergrund, der seine künstlerische Entwicklung maßgeblich prägte. Statt sich dem expressiven oder narrativen Umgang mit Glas zuzuwenden, suchte Jakab von Anfang an nach Formen, Wirkprinzipien und optischer Wirkung, die sich aus der Geometrie selbst ergeben.

Ab 1989 arbeitet er als freischaffender Künstler, zuerst in der Slowakei, später mit wachsender internationaler Präsenz – vor allem in Galerien in den Niederlanden, Deutschland und Tschechien. Seine Werke finden sich heute in zahlreichen Privatsammlungen und öffentlichen Institutionen.

Die Sprache der Kanten

Was Andrej Jakabs Werke so unverwechselbar macht, ist ihre äußerste Reduktion bei gleichzeitiger Komplexität im Detail. Seine bevorzugten Formen sind Würfel, Quader, Polyeder – archetypische Körper, die aus dem Vokabular der Geometrie stammen. Doch Jakab begnügt sich nicht mit klaren Formen. Er bearbeitet sie – schleift, trennt, fügt neu zusammen – sodass die Volumina beginnen, optisch zu schweben, sich in sich selbst zu spiegeln oder scheinbar aus dem Raum herauszutreten.

Oft entstehen durch das Spiel mit Lichtbrechung, Spiegelung und Überlagerung völlig neue Tiefenwirkungen. Der Betrachter ist eingeladen, nicht nur zu sehen, sondern zu hinterfragen, was er sieht. Wo ist die Vorderkante? Was ist innen, was außen? Gibt es eine Rückseite – oder ist alles gleichzeitig Vorderseite?

Der zentrale Begriff für Jakabs Schaffen ist Wahrnehmung. Seine Werke sind keine Skulpturen im klassischen Sinne, die den Raum einnehmen oder dominieren. Vielmehr sind sie Präzisionsinstrumente für das Sehen selbst. Sie konfrontieren uns mit dem, was wir zu sehen glauben, und stellen genau das infrage. Die klare Geometrie wird zur Bühne für Unsicherheit, Spiegelung, Brechung und Transparenz.

Dazu arbeitet Jakab mit höchster technischer Disziplin. Er verwendet überwiegend optisches Glas – ein Material, das extreme Genauigkeit in der Bearbeitung erlaubt. Jedes Werk wird geschliffen, poliert, wieder geschnitten, montiert, verklebt, erneut geschliffen – ein Prozess, der Wochen, manchmal Monate dauert. Seine Technik ist nicht spektakulär, sondern meisterlich kontrolliert. Die Oberfläche ist glatt wie Wasser, die Kanten gestochen scharf, die Transparenz perfekt – und doch immer durchbrochen von Brechungen, Kollisionen und scheinbaren Fehlern, die sich erst bei längerem Hinsehen als gewollte Irritationen entpuppen.

“ In the silence of the glass we can see and hear its reflections, mirroring and the crystal tones of its music. „

Andrej Jakab